Eine Gruppe Behinderter und Trainer zeigt die Medaillen eines Kletterwettberwerb
Gemeinsam stolz auf die Erfolge bei den Special Olympics Winter-Nationalspielen blicken. Foto: Dominique Wollniok
Special Olympics Winter-Nationalspiele

Miteinander hoch hinaus in Thüringen

Auf erfolgreiche Kletterwettbewerbe bei den Special Olympics Winter-Nationalspielen schaut die DAV-Sektion Weimar zurück: eine Woche lang, vom 29. Januar bis 2. Februar 2024, fanden diese in Thüringen statt. In der Kletterhalle Weimar war es Menschen mit Behinderungen so möglich, sich im Kletterwettkampf zu messen.

An den Special Olympics Nationalspielen mitzuwirken, war für die Sektion Weimar der vorläufige Höhepunkt langjährigen Engagements zur Inklusion von Menschen mit Behinderung. Die Nationalen Winterspiele des Special Olympics Deutschland e. V. sind Wettbewerbe für Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung. Sie werden sonst in den klassischen Wintersportarten wie Snowboarden oder Skilanglaufen ausgetragen; in diesem Jahr war Klettern erstmals Teil der Nationalen Winterspiele.

Zum Kletterwettkampf meldeten sich insgesamt 91 Starterinnen und Starter aus acht Bundesländern an. Geklettert wurde im Toprope, im Vorstieg und am Sicherungsautomaten sogar eine Speedroute. Um einen fairen Wettkampf zu garantieren, wurden alle Teilnehmenden zunächst in Leistungsgruppen eingeteilt, in denen sie gegen ähnlich starke und schnelle Athletinnen und Athleten antraten.

In der Kletterhalle Weimar begannen die Vorbereitungen zum Wettkampf schon Wochen zuvor: Ein Großteil der Kletterwände wurden dafür umgeschraubt. Von Vorteil war dabei, dass das Schrauberteam aus der Arbeit mit Trainingsgruppen bereits Erfahrungen im Routenbau für Menschen mit Behinderung hatte und die Wettkampfrouten auf die körperlichen Ansprüche der Teilnehmenden anpassen konnte.

Ziel erreicht: die Faszination des Trendsports Klettern und persönliche Erfolge darin für alle erlebbar machen. Foto: Dominique Wollniok

Langjähriges Engagement der Sektion Weimar

Schon lange ist es den Mitgliedern der Sektion Weimar wichtig, auch auf Menschen zuzugehen, die sich vielleicht nicht von selbst auf einen Trainingsplatz bewerben würden. Daher gibt es in der Kletterhalle immer wieder Aktionen für Menschen mit Behinderung, egal ob geistiger oder körperlicher Art. Der Grundgedanke: jedem Menschen soll es möglich sein, das Glück zu erfahren, wenn man durch eine klein wenig geänderte Technik den nächsten Griff erreicht oder wenn man durch gemeinsames Klettern mit einem Partner Sicherheit und Vertrauen lernt.

Bereits 2017 nahm die Sektion Kontakt mit verschiedenen Einrichtungen in Weimar und Umgebung auf, 2019 fand ein inklusives Familiensportfest unter dem Motto „Hoch hinaus können alle“ statt. 2022 etablierte sich in der Kletterhalle Weimar eine feste Trainingsgruppe von zwölf Menschen mit und ohne geistiger und/oder körperlicher Behinderung. Im gleichen Jahr wurde gemeinsam mit dem Verein Special Olympics Thüringen e. V. der Grundstein gelegt, den ersten anerkannten Wettkampf für Menschen mit Behinderung in der Sportart Klettern deutschlandweit auszurichten. 2023 integrierte die Sektion den Wettkampf daher in den jährlich stattfindenden Weimarer Kletterwettkampf mit einer eigenen Wertungsklasse für diese Starterinnen und Starter.

Mit der Idee einer Trainingsgruppe und eines Wettkampfes für Menschen mit Behinderung bewarb sich die Sektion 2022/23 bei den Sternen des Sports, ein Vereinswettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der das gesellschaftliche Engagement deutscher Sportvereine prämiert. Auf Städte- und Landesebene gewann sie jeweils den großen Stern in Bronze und Silber und qualifizierte sich für den goldenen Stern des Sports deutschlandweit. Insgesamt gewann die Sektion eine Summe von 4500 Euro für den Verein und somit für die Trainingsgruppe. ­

Was wirklich zählt

Bei den Wettkämpfen zeigt sich für alle Beteiligten immer wieder: Es geht längst nicht ums Gewinnen, um die Leistung allein. Vielmehr darum, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen bis zu einer Höhe oder Schwierigkeit, die man während des Trainings vielleicht nie erreicht hätte. Und vor allem steht das respektvolle Miteinander im Mittelpunkt ­– und sei es nur, dass einiges in leichter Sprache wiederholt wird.

Auch der soziale Aspekt ist wichtig. Denn bei solchen Veranstaltungen lernen die Teilnehmenden andere Menschen kennen, die ähnliche Behinderungen haben. Sie finden Freunde und bekommen durch Zuschauende sowie Betreuer*innen Mut weiterzumachen. So konnte in Weimar inzwischen eine zweite Trainingsgruppe eröffnet und weitere Menschen aus Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zum Klettern motiviert werden.

Im Wettkampf über die eigenen Grenzen hinauswachsen. Foto: Dominique Wollniok

 

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